Buchkritiken
Lesen Sie hier unsere Buchkritiken und mehr zu unseren Buchempfehlungen.
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Mittelalter Mann beschließt, sich aus Überdruß in einem Jahr das Leben zu nehmen. Geschieden, der Sohn mit seinem Nazitatoo auf der Stirn eher eine Enttäuschung, der Job als Lehrer läuft auf Autopilot. Ein Buch für mittelalte Männer, die gerade mental gefestigt sind. Die abendlichen Notate sind freimütig, fies, ehrlich, oft heiter, rührend, gebildet und ihrer Säure liegt die Essenz des Lebens konserviert. Und dann kommt auch noch eine Frau daher!
Manchmal ist man einfach in eine Autorin verliebt. So, wie in Kate Atkinson. Gibt es einen genialeren Ermittler als Jackson „Ich war früher Polizist“ Brody? Ein Pragmatiker, der, wenn er nicht wieder einmal zu spät kommt oder gar nichts tut, Akzente zu setzen scheint. Seine Ex liefert mit ihrer Oxbridge-Bildung die sehr amüsante literaturhistorische Einbettung. Alle Fälle ein Must Read.
Aber Kate Atkinson hat auch Anderes geschrieben. Das nicht auf Deutsch verfügbare „Life after Life“. Ein einzelnes Leben wird erzählt, immer wieder neu, bis es gelingt. Eine kluge, unbedingten Spaß bereitende Studie über die große „Was wäre wenn?“ Frage zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Ein Familienroman der anderen Art. Auch hier durchdringt jede Seite die große Leidenschaft der Autorin für Literatur, es wimmelt vor Anspielungen.
Irgendwie sind Bücher italienischer Autoren immer ziemlich gut – anders. Ob das auch an den Übersetzungen liegt, das Rauhe, das einen nicht glatt durch den Text rutschen lässt? Das dritte Buch über Kommissar Bramard und seinen Nachfolger Arcadipane kommt rechtzeitig zum Fest. Ein Geschenk. Eine Kriminalgeschichte, voller Überraschungen, die die Erwartungen sehr hübsch plötzlich auf Links drehen. Wäre es kein Krimi, wäre es Literatur? Das Buch ist Literatur. Liebe, Begehren, elterliche Sorgen, all das findet man in den Figuren von Longo. Was für ein kluges Buch, Mensch.